Gibt es einen gesunden Egoismus ?
Ja natürlich: Wir sind alleine, wenn wir geboren werden. Wir sind alleine, wenn wir sterben. Wie sollte man da nicht auch mal an sich selbst denken, einfach nur, um zu überleben.
Einen gesunden Narzismus ? Ja natürlich.
Unter Anderem als vorübergehende Phase der menschlichen Entwicklung. Um diese Eigenliebe später dann auf ein externes Objekt richten zu können.
„Liebe Dich selbst, wie Deinen Nächsten“ – sagt uns ein sehr bedeutsames Buch seit Jahrtausenden.
Einen gesunden Populismus ? Ja natürlich.
Wenn dieser Meinungen von Teilen der Bevölkerung eine Stimme verleiht, die ansonsten durch elitär geprägte Medien kein Gehör mehr finden.
Aber wie ist es zu erklären, daß dermaßen allgemein gefasste, komplexe und schwer zu fassende Begriffe neuerdings immer häufiger als Vorwurf an Andersdenkende zu finden sind ?
Mir kommt da ein ganz bestimmter Verdacht:
Wäre es nicht möglich, daß diese Begriffe – als Totschlagargumente in sehr vielschichtigen und komplexen Zusammenhängen – mit vielen zu betrachtenden Aspekten und möglichen Perspektiven – mit Problemstellungen, die ein Abwägen und Erwägen vieler Interessen und Sichtweisen voraussetzen – besonders gerne von solchen Kombatanten verwendet werden, die eben gerade diese Eigenschaften in besonderem Maße selbst besitzen.
Was ich damit sagen will:
Könnte es nicht sein, daß:
Der Egoist dem Anderen besonders gerne vorwirft, ein Egoist zu sein !
Der Narzisst dem Anderen besonders gerne vorwirft, ein Narzisst zu sein !
Der Populist dem Anderen besonders gerne vorwirft, ein Populist zu sein !
Aber was würde dies auf der nächsten Abstraktionsebene bedeuten ? Es hiesse nichts anderes, als daß wir uns immer häufiger auf einer unsachlichen, emotionalen Ebene Begegnen, auf der es leichter fällt, den Anderen der eigenen Schwächen zu bezichtigen, als um Sachargumente zu ringen.
Aber woran könnte das wiederum liegen ?
Vielleicht geht es neuerdings ja mehr darum, auf der „richtigen“ Seite zu stehen und als der vermeintlich „moralische Sieger“ dazustehen – als darum, trockene und langweilige – weil viel zu komplexe – Sachargumente zu erörtern ?
Dabei gehörte es doch früher mal zur obersten demokratischen Tugend, auch die berechtigte Perspektive eines jeden Andersdenkenden, wenigstens verstehen zu wollen.
Und daraus ergibt sich doch nur eine Forderung an politische und sonstige Parteien aller Art:
Bitte hört Argumenten wieder zu – ob Sie Euch zunächst passen, oder nicht, oder auch abstrus und dumm erscheinen.
Aber bitte entlarvt Argumente, wie Sie oben beschrieben sind, immer als das, was sie sind. Und sie sind es immer – egal von wem sie kommen – von rechts, von links, von der Mitte, von der Ex-Frau oder dem Chef:
Dumme und ungerechtfertigte Totschlagargumente auf Sandkastenniveau.
Nur daß es damals noch hieß:
„Selber !“
Sachliche und lösungsorientierte Grüsse, Euer HeartonSleeve.